Stellungnahme zur Einladung von Dr. Hans-Eckhard Sommer
Wir nehmen die Kritik an der Einladung von Dr. Hans-Eckhard Sommer zum 36. Heidelberger Symposium sehr ernst und haben diese in den letzten Tagen intensiv vereinsintern diskutiert und abgewogen. Neben dem diesjährigen Organisationsteam waren auch der Vorstand, Beirat und Kuratoriumsmitglieder beteiligt. Gemeinsam haben wir uns mit den geäußerten Bedenken auseinandergesetzt. Die Kritik der Seebrücke Heidelberg an dem bisherigen Veranstaltungsformat nehmen wir sehr ernst und teilen sie inhaltlich weitgehend. Wir sind dadurch zum Entschluss gekommen, das Veranstaltungsformat zu ändern – dazu im folgenden mehr.
Menschenrechte und Demokratie sind für uns keine Themen kontroverser Verhandlung, sondern grundlegende Werte, die wir uneingeschränkt teilen und verteidigen.
Wir glauben ein offener, kontroverser und faktenbasierter Diskurs ist ein zentrales Element der demokratischen Gesellschaft. Wir laden Menschen zum Symposium ein, weil wir Räume schaffen möchten, in denen ihre Meinungen kritisch hinterfragt werden können und nicht, weil wir diese Meinungen teilen. (Rechts-)Extremisten geben wir keine Bühne!
Bereits im März haben wir Herrn Sommer in seiner Position als langjähriger Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge eingeladen – nicht als Privatperson. Durch sein Amt hat Herr Dr. Sommer Einblick und Erfahrung in die Praxis der aktuellen Migrationspolitik. Dadurch ist er eindeutig geeignet, zu dem Thema zu sprechen.
In unserer jüngsten internen Debatte zu Herrn Dr. Sommers Äußerungen – insbesondere jene bei der Konrad-Adenauer-Stiftung, das individuelle Recht auf Asyl mit einer auf Kontingenten basierenden Aufnahme zu ersetzen – mussten wir uns maßgeblich mit der Frage befassen, wie wir am effektivsten dem Rechtsruck und dem Erstarken von antidemokratischen Kräften in Deutschland begegnen und wie wir Debattenräume konstruktiv und verantwortungsvoll gestalten können. Mit dem Symposium wollen wir kritisches Nachdenken, Perspektivwechsel und fundierte Meinungsbildung fördern. Eine Ausladung von Dr. Hans-Eckhard Sommer würde, aus unserer Sicht, letztlich das Gegenteil dessen bewirken.
Das Veranstaltungsformat haben wir daraufhin überarbeitet, um der kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema wirklich gerecht zu werden. Wir freuen uns sehr, hierfür Herrn Dr. Rainer Keil und Herrn Dr. Christian Rath begrüßen zu dürfen.
Herr Dr. Keil ist Rechtswissenschaftler an der Universität Heidelberg. Seine Forschungsschwerpunkte sind im öffentlichen Recht, der Theorie der Grund- und Menschenrechte sowie dem Aufenthalts- und Asylrecht.
Herr Dr. Rath ist freischaffender Journalist und rechtspolitischer Korrespondent und schreibt regelmäßig über die Arbeit der obersten Bundesgerichte, insbesondere das Bundesverfassungsgericht, sowie den Europäischen Gerichtshof.
In diesem neuen Format haben Herr Dr. Sommer und Herr Dr. Keil jeweils 30 Minuten Redezeit. Ein anschließender Dialog moderiert von Herrn Dr. Rath ermöglicht es beiden, aufeinander einzugehen und Stellung zum Gesagten zu beziehen. Danach wird dem Publikum Zeit für Rückfragen und Diskussionen gegeben. Mit dem neuen Veranstaltungsformat schaffen wir einen Rahmen, der der Komplexität der Thematik gerecht wird und eine vertiefte, kritische Auseinandersetzung fördert.
Gemeinsam mit allen Beteiligten möchten wir ein Symposium gestalten, das offen und streitbar ist. Wir haben großes Vertrauen in die Mündigkeit unseres Publikums. Ein offener Austausch – ehrlich, kritisch und respektvoll – ist für uns die Grundlage demokratischer Streitkultur. Protest ist ein legitimes, wichtiges und wertvolles Mittel in der Demokratie. Wir hoffen jedoch, dass auch dieser das Ziel hat, den Diskurs im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu fördern, anstatt ihn zu verhindern.
Im Namen des Organisationsteams und des Vorstands des 36. Heidelberger Symposiums laden alle herzlich ein, sich an dieser Auseinandersetzung zu beteiligen – auch und gerade, wenn es unbequem wird. Nur so können wir gemeinsam Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit finden.